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Warum 2019 für griechische Banken ein Schicksalsjahr wird

Die griechischen Geldinstitute müssen 2019 den Berg der Problemkredite deutlich abbauen. Sonst könnte eine neue Schuldenkrise drohen.

Wie das Jahr 2018 für die griechischen Banken gelaufen ist, wird man genau erst im März wissen, wenn die Geschäftszahlen vorliegen. Aber die Ergebnisse der ersten neun Monate geben keinen Anlass zum Optimismus.

Die vier systemischen Geldhäuser kämpfen mit steigenden Kosten und schrumpfenden Erträgen. Die Nettogewinne aus dem Zinsgeschäft, das traditionell etwa drei Viertel der Erlöse ausmacht, gingen in den ersten neun Monaten um 14 Prozent zurück. Die operativen Kosten stiegen um 3,5 Prozent. Unter dem Strich summierten sich die Verluste der Institute nach Steuern zum Ende des dritten Quartals auf 151 Millionen Euro, fast doppelt so viel wie im Vorjahreszeitraum.

Die schlechten Ergebnisse spiegeln sich auch in den Börsenkursen. Der Athener Bankenindex FTSEB verlor seit Jahresbeginn 54 Prozent. Die Marktkapitalisierung der vier großen Banken fiel von 8,7 auf 4,1 Milliarden Euro. Der Branchenführer Piraeus Bank verzeichnete einen Verlust von fast 77 Prozent. Die Aktionäre der National Bank of Greece (NBG) mussten einen Kursrutsch von 68 Prozent verkraften. Die Anteilsscheine der Eurobank verloren 45, die der Alpha Bank 40 Prozent.

Dass es bald wieder aufwärtsgeht, ist unwahrscheinlich. Denn die griechischen Banken sind mit immensen Herausforderungen konfrontiert. Sie müssen im neuen Jahr entschlossener als bisher ihre Kreditbücher bereinigen. Das wird am Eigenkapital zehren. Noch sind die vier systemischen Institute auf den ersten Blick gut kapitalisiert. Nach Zentralbankangaben vom Dezember beläuft sich die Kernkapitalquote (Tier 1) im Branchendurchschnitt auf 15,6 Prozent. Das Bild täuscht aber. Denn fast 80 Prozent des Eigenkapitals entfallen auf Steuergutschriften durch Verlustvorträge.

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Umso mehr sind die Banken gefordert, ihre Erträge zu steigern und die Kosten in den Griff zu kriegen. Gelingt es nicht, die Geldhäuser zu stabilisieren, wird auch die Rückkehr Griechenlands an den Kapitalmarkt immer schwieriger. Schlimmstenfalls könnte das Land neue Hilfskredite benötigen.

Das macht die Problemkredite der Hellas-Banken zu einem Risiko für die gesamte Euro-Zone. Nach Angaben der Athener Notenbank belief sich die Summe der nicht mehr bedienten oder akut ausfallgefährdeten Darlehen Ende September auf 84,7 Milliarden Euro. Diese notleidenden Forderungen (NPEs) machen 46,7 Prozent der gesamten Kreditsumme aus.

Die Kreditausfälle sind eine Folge der Staatsschuldenkrise und der achtjährigen Rezession, in deren Verlauf Griechenland mehr als ein Viertel seiner Wirtschaftskraft einbüßte. Die Arbeitslosenquote stieg auf fast 28 Prozent, die privaten Einkommen fielen durchschnittlich um ein Drittel. Zehntausende Unternehmen gingen pleite, viele Familien können ihre Hypothekendarlehen und Ratenkredite nicht mehr bedienen. Dass sich die Zahlungsmoral bald bessert, ist nicht zu erwarten.

In den ersten neun Monaten 2018 gelang es den Banken, mit Abschreibungen, Zwangsversteigerungen und Verkäufen notleidender Darlehen an Kreditverwerter die Forderungen um 9,7 Milliarden zu reduzieren. Die griechische Notenbank nennt das in ihrem kurz vor Weihnachten veröffentlichten Zwischenbericht zur Geldpolitik einen „beachtlichen Fortschritt“.

Mit der Zentralbank und der Euro-Bankenaufsicht SSM haben die griechischen Institute vereinbart, die Summe der NPEs bis Ende 2019 auf 64,6 Milliarden zu drücken. Das entspräche einer Quote von 35,2 Prozent, wäre dann aber immer noch das Zehnfache des Durchschnitts in der Euro-Zone.

Inzwischen gibt es bei den Banken Pläne, bis Ende 2021 die Quote auf zehn Prozent zu drücken – ein gewaltiger Kraftakt. Nach Berechnungen von Morgan Stanley würde das die Banken Eigenkapital in Höhe von 11,1 Milliarden Euro kosten.

Für 2019 planen die Banken allein 30.000 Zwangsversteigerungen beliehener Immobilien. Außerdem arbeiten die Regierung und der staatliche Bankenrettungsfonds HFSF mit technischer Unterstützung von JP Morgan an einem Plan, notleidende Kredite im Nennwert von mindestens 15 Milliarden Euro an eine Zweckgesellschaft auszulagern und zu verbriefen. Die Papiere sollen mit staatlichen Bürgschaften unterlegt werden.

In Regierungs- und Bankenkreisen hofft man, dafür Anfang 2019 die erforderliche Zustimmung der EU-Wettbewerbshüter zu bekommen. Sie müssen unter anderem prüfen, ob es sich bei den geplanten Bürgschaften um unzulässige Staatshilfen handelt.

Die Genehmigung durch die Wettbewerbsbehörde gilt als wahrscheinlich, weil sich das geplante Modell an einem bereits genehmigten Verfahren für die italienischen Banken orientiert. Auf einem anderen Blatt steht, ob staatliche Bürgschaften angesichts der schlechten Bonität des griechischen Staates potenzielle Anleger überhaupt motivieren werden, in solche Papiere zu investieren.

Das zeigt, wie eng die Misere der Banken und die Kreditwürdigkeit des griechischen Staates miteinander verknüpft sind. Griechenland hat zwar Ende August den Euro-Rettungsschirm verlassen. Von einer Rückkehr an den Kapitalmarkt ist das Land aber noch weit entfernt. Die Rendite des zehnjährigen griechischen Bonds liegt bei prohibitiven 4,4 Prozent. Kein anderes ehemaliges Programmland muss den Anlegern so hohe Risikozuschläge zahlen wie Griechenland.

Zwar verfügt der Athener Finanzminister über eine Rücklage von 26 Milliarden Euro, die aus Hilfskrediten und eigenen Mitteln gebildet wurde. Diese Reserve sichert die Refinanzierung des Landes für die kommenden 26 Monate. Aber ob Griechenland bis dahin wieder einen Marktzugang zu vertretbaren Konditionen findet oder erneut nach Hilfskrediten rufen muss, ist ungewiss. Es wird nicht zuletzt von der Entwicklung im Bankensektor abhängen.