„Manorexie“ auf dem Laufsteg: Wenn Männer hungern

Essstörungen wie Magersucht oder Bulimie sind längst nicht mehr nur Frauensache – auch Männer leiden darunter. Die Models auf dem Laufsteg machen es ihnen vor. In Deutschland weisen nach Angaben der „Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung“ (BZgA) mehr als 770.000 von ihnen das Krankheitsbild auf. Die Dunkelziffer dürfte aufgrund der hohen Tabuisierung noch höher sein als bei Frauen. Auch viele Ärzte erkennen die Essstörungen beim männlichen Geschlecht oft nicht.

Im Jahr 2010 lag der Anteil der männlichen Magersüchtigen laut BZgA bei fünf bis zehn Prozent, während etwa zehn bis 15 Prozent an Bulimie erkrankt waren. Im Klartext heißt das: Jeder zehnte Deutsche mit Essstörungen ist männlich. „Das Thema ist stigmatisiert – es wird nach wie vor als Problem von Teenager-Mädchen betrachtet“, zitiert die „Daily Mail“ eine Sprecherin der britischen Organisation „Beat“, die sich mit Betroffenen und ihren Angehörigen auseinandersetzt. „Aber Essstörungen sind ernste psychologische Zustände, die zum Tod führen können.“

Bilder: Getty Images
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Die Gründe, warum nicht nur Frauen, sondern auch Männer ihre Körper quälen: Die Models auf dem Laufsteg machen es ihnen vor – sie werden immer dünner. „Der Druck, die perfekte Figur haben zu müssen, betrifft Männer heutzutage in ähnlicher Weise wie Frauen“, erklärte die „Beat“-Sprecherin. „Alles dreht sich darum, Körperfett loszuwerden und einen Waschbrettbauch zu bekommen. Es ist eine Konsequenz daraus, wie der männliche Körper dargestellt wird.“ Um auszusehen, wie die Models auf dem Laufsteg oder in Magazinen, verbringen die Betroffenen übertrieben viel Zeit mit „Fitness-Training oder dem Zählen der Kalorien, die sie zu sich nehmen“, so die Sprecherin gegenüber der „Daily Mail“ . „Sport ist einer der Hauptaspekte, wenn es um männliche Essstörungen geht. Sie werden süchtig danach, jeden Tag zu trainieren, wenn nicht sogar mehrmals täglich, und das kann ihr Leben beherrschen – dabei realisieren sie nicht, dass dahinter ein tieferliegender Grund steckt.“ Ist dieser Punkt erreicht, müsse man von einer Essstörung ausgehen.

An Bulimie erkranken – genau wie dies bei Frauen der Fall ist – mehr Männer als an Magersucht. Das Problem: Diese Form der Essstörung lässt sich weniger leicht diagnostizieren, da die Erkrankten nicht so viel Gewicht verlieren wie Anorexie-Patienten. „Ärzte sollten sich deshalb klar machen, dass Männer mittlerweile ebenfalls von Essstörungen betroffen sind. Sie sind nicht so gut darin, die Anzeichen bei Männern zu erkennen, wie es nötig ist.“

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